...so sagt man, solle jeder ambitionierte Triathlet auf Lanzarote
gestartet sein.
Für einige der "ambitionierten Triathleten" wirds jetzt langsam eng,
denn dies war die vorletzte Auflage dieses Langdistanzklassikers, nach
2011 ist Schluss. Ob ich nächstes Jahr nochmal dabei bin? Ich denke
(augenblicklich zumindest) nicht.
Ich habe noch nie so gelitten (außer vll im Kraichgau, aber da war's
viel kürzer ;)), ich habe noch nie so gekämpft. Ich war noch nie im
Ziel so glücklich, dass mir die Tränen gelaufen sind.
Wenn ich jetzt, mit schmerzenden Beinen, Brustkorb, und Rücken im Bett
liegend, zurückdenke an gestern, so muss ich sagen: Im Prinzip ging
sehr vieles richtig gut, und sehr vieles hat exzellent geklappt!
Ernährung (Malto-Konzept mit Zufüttern mit Gels, natürlich aber auch
das obligatorische Leberwurstschnittchen, das Lebensrettend war, auf
der Laufstrecke zusätzlich noch Cola) hat perfekt funktioniert, Rad
lief ohne Probleme und ohne Defekte (ich habe sehr viele Radausfälle,
Platte und leider auch Stürze gesehen, wir sind halt nicht auf
deutschen Straßen hier ;)), Wechseln war gut (ca 400m Wechselzone,
Beutel selber holen, keine Hilfe beim Wechseln), auch die "Sicherheits-
Ersatzsocken" im Laufbeutel haben sich bewährt, nicht mal nen
Sonnenbrand habe ich nach dem ganzen Tag im Freien. Die äusseren
Bedingungen waren super, wenig Wind, und fast aus der erwarteten
Richtung, beim Laufen sogar etwas gedreht, so dass man mehr Kühlung
bekam. Und vielleicht das Allerwichtigste: Wir haben alle gefinished.
Keiner mit schweren Verletzungen. Keiner mit Hitzschlag oder
ähnlichem. Keiner musste im Rollstuhl weggebracht werden. Und glaubt
mir, das waren wirklich viele, denen es so ging! Ich habe noch nie so
viele zitternd zusammenklappen sehen.
Was war jetzt bei mir los?!? Beim Schwimmen lief es erst noch ganz
gut, bis auf die Tatsache, dass es extrem voll war. Das Meer ist
scheinbar doch nicht soo groß ;) Ich hatte durchgehend Menschen dicht
um mich herum, und bis zum Ausstieg immer wieder Keilereinen und
Tretereien. Das größere Problem war aber, dass ich Rückenschmerzen
bekam! Das hatte ich noch nie!! Auf dem Rad hatte ich dann einfach
schlechte Beine. Ab ca km 20 bekam ich Schmerzen im rechten
Oberschenkel und war völlig kraftlos in beiden Beinen, dazu weiter
Rückenschmerzen, so dass ich auch immer wieder aus der Aeroposition
'raus musste. Ich hatte da schon keine Ahnung, wie ich die Berge
hochkommen sollte. Zwischenzeitlich liefs dann wieder etwas runder,
ich versuchte mich zu schonen, trat nur ganz kleine Gänge. Die
Schmerzen im Oberschenkel ließen nach, Kraft stellte sich leider
weiterhin nicht ein. So ab km 70 dachte ich ernsthaft darüber nach,
auszusteigen. Meine Beine waren so schlecht, dass ich kaum von der
Stelle kam, aber ich wollte unbedingt diese Medaille und wusste nicht,
ob man die auch bekommt, wenn man aussteigt. Abfahrten liefen übrigens
immer sehr gut, auch flache schnelle Passagen waren OK, da spielte
sich dann wohl die gute Aerodynamik meines Rades aus, außerdem konnte
ich da immer die Beine ausschütteln.
Ab ca km 90 geht in den größten Berg, zwei Erhöhungen mit einer
Abfahrt dazwischen, und mit der steilsten Rampe des Wettkampfes. Keine
Ahnung, wie ich da 'raufgekommen bin, die Rampe jedenfalls in kurzen
Wiegetrittstücken, ich hatte aber auch darübe nachgedacht, zu
schieben! Schlimmschlimmschlimm...Nach diesem Abschnitt kam dann eine
lange Abfahrt, und dann hat man schon 130km drauf. Jetzt so langsam
bekam ich das Gefühl, die Radstrecke doch schaffen zu können, und das
Laufen wäre dann sicher auch in einem Volkswanderevent zu schaffen.
Also zählte ich jeden einzelnen km rückwärts, aufkommenes
Magengrummeln wurde mit meinem obligatorischen Leberwurstschnittchen
(um das mich übrigens viele beneideten) bekämpft, was auch meine
Stimmung deutlich hob, und mit jedem gefahrenen km kam das Ziel dann
doch näher. Die letzten Anstiege kannte ich alle noch vom Urlaub im
Dezember, das half dann auch weiter, und irgendwann war ich
tatsächlich in der letzten Abfahrt, und dann im Ziel. Das Wechseln in
der sehr langen Wechselzone ( daher auch die langen Wechselzeiten)
ging gut, sogar die Socken hab ich noch gewechselt, da ich Sand oder
Steine in die getragenen bekommen hatte. Tja, und der Lauf war dann
ein reiner Durchhaltekampf. Nach Sage und Schreibe 18min musste ich
zum ersten Mal gehen. Ich war soo platt!! Prinzipiell war es im
Weiteren gar nicht soo schlecht - wenn ich lief, dann sogar ganz gut.
Ich bin dann von Getränkestand zu Getränkestand gelaufen, habe
versucht, die Pausen nicht zuu gross werden zu lassen, und ( denn es
war ja auch recht heiß) genug zu trinken und mich zu kühlen. Auch
schon auf der Radstrecke, aber noch mehr beim Laufen, sah man Leute
kotzen, lagen Teilnehmer auf Bänken oder dem Boden, oder wurden
zitternd zum Roten Kreuz gebracht. Auch die Dixies sahen aus, das
könnt ihr euch nicht vorstellen!! Ich bekomm' immer noch Ekelanfälle,
wenn ich daran denke!
Letztes Jahr in Frankfurt war es ja auch recht warm, aber so viele
"Hitzegeschädigte" hab ich da nicht gesehen!
Na ja, irgendwann war dann auch die letzte Runde geschafft, und ich
durfte auf die Zielgerade. Diesen Moment hatte ich seit kurz nach dem
Start auf die Radstrecke herbeigesehnt! Es war ein sehr erhebendes,
aber auch demütiges Gefühl, nach all den Schmerzen und Qualen dann
doch noch den "härtesten Ironman der Welt" zu finishen. Im Ziel stand
Kenneth, der Veranstalter, und beglückwünschte jeden einzelnen
Finisher persönlich und mit ein paar netten Worten. Und nach ein paar
Minuten, als endlich ein Hauch von Entspannung aufkam, rollte mir
erstmal ein Tränchen die Backe runter. Es war geschafft.
Warum dieser Tag nicht so ganz der meine war kann ich im Nachhinein
gar nicht sagen. Meine Plazierung ist nicht mal die schlechteste, und
auch die Doc'sche Regel "Plazierung unter Startnummer" wurde
eingehalten. Aber eigentlich hätte mehr gehen müssen. Vielleicht
komm' ich ja doch nochmal wieder und mach' es besser?!? ;)
Allen, die den IM Frankfurt und andere IM-Veranstaltungen kennen, sei
nur gesagt: Hier ist so einiges anders, und die Spanier machen vieles
wie sie wollen und oft was sie wollen. Oder wie sie's auf der Insel
können. Dazu gehören nur halb gefüllte und/oder kleine Trinkflaschen
auf der Radstrecke auszugeben, vom
Boden aufgesammelte Schwämme sofort wieder zu verwenden, Wasserbecher
ohne Spülen mehrfach zu benutzen, keine Kilometerangaben auf der
Laufstrecke, zu wenige und dadurch "brutale" Dixies, Kinder als
Helfer, die natürlich dann auch irgendwann Lustlos sind, und vieles
anderes mehr.
Aber trotz allem, augenblicklich geht mir dieser Wettkampf nicht aus
dem Kopf, und auch nicht der Gedanke "Ob man nochmal sollte..."?!? ;)
Mit den Worten des lieben Bernie: "Das war ganz großes Kino!"
Das ist halt etwas ganz besonderes...
Bericht aus Hawaii... - Rechts: Be One, eine Marketingagentur, die mich ab sofort unterstütz neue Sponsoren zu finden. Links: HfkK. Hilfe für krebskranke Kinder, ein Verein aus Frankfurt, der Kinder und Familien der Betroffenen unterstützt, um Kinder und Jugendliche zu heilen und sie in der schweren Zeit zu begleiten. – ...oder wie die Reise begann. Tag 1, Donnerstag: Abreisetag! Der Wecker klingelte um 4h in der Früh. Ab ging es zum Flughafen wo uns meine Eltern schon erwarten sollten. 8:20h sollte es offiziell losgehen, aber mir starteten leider mit einer halbstündigen Verspätung aus Frankfurt. Das erste Ziel hieß Chicago. Alleine bis dorthin war es ein unglaublich langer Flug. In Chicago durchliefen wir ein großes Chaos mit Einreise und Zoll, bei dem sich die Bediensteten viel Zeit ließen, um dann richtig zu hetzen, weil der nächste Flieger sonst auch wieder mit Verspätung gestartet wäre. Unser nächstes Ziel war Los Angeles. Hier durften wir angenehmere 1,5h ver...
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